In Köln ruft
jetzt der Muezzin.
Oberbürgermeisterin Reker
bezeichnet den Modellversuch, der das erlaubt, als Zeichen der
Vielfalt und Toleranz. Eine ebenso umstrittene Äußerung wie ihre
Empfehlung zur Kölner Silvesternacht, Frauen mögen doch Fremden
gegenüber immer eine Armlänge Abstand halten.
Interessant
wäre zu wissen, welche Kriterien für den Erfolg des Modellversuches
festgelegt wurden. Vermutlich keine. Es ist eher davon auszugehen,
dieser Erfolg gilt schon jetzt als sicher.
Für uns stellt
sich die Frage, wie reagieren wir? Was fordern wir für uns?
Die
meisten von euch werden sofort an einen Kanonenschuss denken.
Schließlich sind wir Piraten. Selbst wenn die Kanone nur ein Böller
wäre, auch der würde ordentlich bumsen. Aber eben weil wir Piraten
sind, denken wir auch praktisch. Für Böller braucht man eine
besondere Erlaubnis. Böller sind schwer und wenig transportabel.
Jeder Schuss kostet Geld und anschließend hat man viel zu putzen.
Nö, das wäre nichts für mich.
Es gab auch schon den
Vorschlag, von der Stadt die Genehmigung zum Passtahläuten
einzufordern. So ein Nudelsieb ist transportabel, aber im Straßenlärm
kaum zu hören. Außerdem dient es bei uns traditionell nicht dazu,
die Pastafari zur Messe zu rufen. Es ertönt vielmehr erst zu Beginn
der Messe und soll die Teilnehmer zu innerem Frieden und heiterer
Gelassenheit führen.
Beide Vorschläge haben noch den
Nachteil, dass sie religiös begründet sind und damit zwei
Bedingungen zu erfüllen waren:
1. Es muss wirklich Nudelmessen
geben, zu denen gerufen werden kann.
2. Es muss sich um eine
Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft handeln.
Da wir mit
der Anerkennung als solche bisher bis in die höchsten Instanzen
gescheitert sind, besteht also nicht die mindeste Chance, so etwas
auf diesem Weg umzusetzen.
Sollen wir überhaupt einen eigenen
Gebetsruf fordern? Ist die Lärmverschmutzung in unseren Großstädten
nicht schon jetzt viel zu groß?
Eine sehr wichtige und richtige
Überlegung, allerdings nur für den Fall, wenn wir uns selbst
wirklich als Religion und damit in Konkurrenz zu anderen Religionen
sehen würden. Wir aber sehen uns als Weltanschauungsgemeinschaft,
die den evolutionären Humanismus fördern möchte. Das Pastafaritum
ist nur eine Parodie, die wir dazu nutzen. Als Satiriker müssen wir
aber nicht zur besten aller Religionen werden, sondern noch eins
drauf setzen. So wie damals, als der Bundestag die Beschnippelung der
Penisse von Babys und Kindern aus
religiösen Gründen gesetzlich abgesegnet hat. Damals
haben wir gefordert, auch uns zu erlauben, unseren Kinder nach alter
Tradition einen Fuß zu amputieren und ein Auge zu blenden.
Klar,
das hatte keinen Einfluss auf die Politik, aber es hat zumindest
gezeigt, wie haltlos die Argumente der Beschneidungsbefürworter
waren.
Ganz so einen Knaller habe ich heute nicht, einen
Vorschlag aber schon.
Lassen wir eine alte Tradition aufleben.
Als alter Floßfahrer hatte ich noch ein Nebelhorn übrig, als das
Floß verschrottet wurde. Damit habe ich immer 10 min vor der
Freitagsmesse die Gläubigen gerufen. Da ich nicht wusste, woher die
kamen, habe sicherheitshalber die Gasdruckfanfare, so hieß das Ding
offiziell, in jede Himmelsrichtung schallen lassen. Wir haben es
getestet, das war richtig laut und bis in die beiden Nachbardörfer
zu hören.
Gut, Köln ist doch ein
bisschen zu weit weg. Aber auch in Köln, ja überall, kann man
Luftdruckfanfaren kaufen und als Nebelhörner nutzen. Das sogar ohne
regelmäßige Nudelmesse und ohne Kirchgebäude. Das 6. ALWM kann man
nur so verstehen, dass wir überall beten können und sollen.
Außerdem sagt das Evangelium, unsere Chancen auf Erfolg unserer
Gebete steigen enorm, wenn wir uns dabei als Piraten kleiden oder
wenigstens eine Augenklappe tragen. Ich gehe auch davon aus, dass
Gebete viel besser erhört werden, wenn sie in Gemeinschaft erfolgen.
Wie aber finden sich Piraten? Indem sie ihre Nebelhörner immer
wieder drei mal in jede Himmelsrichtung erschallen lassen:
F-S-M.
Lasst uns also hinaus gehen auf die Straßen und
Plätze. Sucht euch dort, egal wo, egal wann. Vielleicht macht ihr
sogar Flashmobs daraus. Das hätte doch was. An einer Ecke fängt es
an zu tönen, aus der nächsten kommt die Antwort, es werden immer
mehr und am Ende findet man sich mitten auf dem Platz zum Gebet
zusammen. Wählt den Platz und die Zeit, die am geeignetsten
ist.
Weil wir nicht zur Religion werden wollen, achten wir
sehr darauf, alle unsere Zeremonien und Riten als Parodie anzulegen.
Die Nudelmesse ist kein religiöser Akt, sondern ein Mischung aus
Kabarett und Aktionskunst. Lasst uns das auch bei diesen Gebeten so
halten.
Nutzen wir die Kunstfreiheit.