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Jesus prügelt die Händler aus dem Tempel Giotto di Bondone – Public domain |
alte Jahr ist vorbei und hat uns viele Erfolge gebracht, angefangen
von der ständig steigenden Mitgliederzahl bis zu weiterer
gesellschaftlicher Anerkennung.
Aber in einem Punkt gab es auch
einen starken Rückschlag. Nachdem es zeitweilig so aussah, als ob
pastsafarianisches Denken immer mehr in der Gesellschaft Fuß fasst,
hat sich nun das Gegenteil gezeigt. Dies leider gleich so deutlich
und vehement, dass es schon Angst machen kann.
Was ich meine,
ist die enorme Polarisierung, die sich überall zeigt. Meinungen
werden nicht mehr ausgetauscht, sondern eher zu Waffen auf dem
Schlachtfeld. Egal bei welchem Thema, es scheint sich das Motto
durchgesetzt zu haben, wer nicht meiner Meinung ist, ist mein Feind.
Entsprechend wird dann auch oft auf den eingedroschen.
Streit
an allen Ecken und Enden scheint der Normalfall geworden zu sein. Das
wäre eigentlich nicht weiter schlimm, wenn er denn sachlich auf
Basis von Fakten und ohne jede persönliche Note geführt würde.
Solcher Streit ist sogar willkommen, denn er bringt voran. Der
Streit, den ich sehe, ist eher einer, bei dem es nicht um Austausch,
sondern um Sieg geht, möglichst um einen endgültigen. Um den zu
erringen werden auch schon mal Mittel eingesetzt, die, mal eher
unterschwellig, mal eher als grobe Keule, den anderen schädigen
sollen. Was schon richtig kurios ist, viele, die so vorgehen,
vielleicht sogar die meisten, würden sich selbst wohl als Verfechter
der Meinungsfreiheit beschreiben. Sie würden wahrscheinlich auch
voll und ganz zu dem bekannten Bonmot „Ich missbillige, was Sie
sagen, aber ich werde bis zum Tod Ihr Recht verteidigen, es zu sagen“
von Evelyn Beatrice Hall stehen und doch polarisieren sie.
Wie
derartige Polarisierung ein ganzes Land spalten kann, habe ich einst
in Ungarn erlebt. Auch dort hatten die Poliker nach der Wende weniger
miteinander, sondern mehr übereinander gesprochen und sich
gegenseitig beschimpft. Nach einer entscheidenden Wahl musste ich
erleben, dass jahrelange alte Freunde nicht mehr miteinander redeten,
weil jeder die andere Partei gewählt hatte. Solche Risse gingen
durch Familien und das ganze Land. Zustände, wie ich sie mir hier
nicht wünsche.
Versuchen wir im neuen Jahr dazu beizutragen,
Ruhe und Sachlichkeit in die Meinungsauseinadersetzungen zu bringen
und sie wieder zum Meinungsaustausch zu machen. Machen wir uns und
auch anderen klar, was es heißt, pastafarianisch zu denken. Wir
kennen keine Dogmen, unsere oberste Pflicht ist, nichts einfach zu
akzeptieren, sondern an allem zu zweifeln und alles zu hinterfragen.
Das ist nicht immer einfach, der feste Glaube an absolute Wahrheiten
ist bequemer und gibt eher ein Gefühl der Sicherheit. Mit etwas
Übung und Gewöhnung kann man aber auch mit dem Zweifel gut und
locker und entspannt leben.
Vor allem aber hindert der daran, so
zu polarisieren. Wer an allem zweifelt, muss das auch an der
Richtigkeit seiner eigenen Meinung. Wer sich eingesteht, dass er
immer auch falsch liegen kann, dass sich sogar anerkannte Fakten oft
genug später als falsch heraus gestellt haben, wer weiß, das nichts
ohne Wahrnehmungsfehler aufgenommen und später in der Erinnerung
auch noch weiter verändert wird, wem also klar ist, dass seine
Meinung mit Sicherheit nicht fehlerlos ist, kann das auch nicht von
anderen verlangen. Im Gegenteil, er hat nicht nur Verständnis für
andere Meinungen, er begrüßt sie sogar, denn, siehe oben, richtig
geführter Streit bringt uns alle voran, als Person und als
Gesellschaft.
Gehen
wir deshalb mit gutem Beispiel voran und hoffen wir, dass sich
möglichst viele anschließen, wenn wir verkünden:
bashen nicht!