
Wie wenig an der Behauptung, das mitteleuropäische Christentum würde sich dem Fortschritt der Gesellschaft widmen, wirklich ist, kann jeder noch heute beobachten. Bei den Debatten um PID z.B. oder beim sonntäglichen Öffnungsverbot für Geschäfte. Von einem besonders krassen Fall bei dem ein evangelischer Pfarrer andere dazu anstiftet, eine „Hexe“ zu diskriminieren, habe ich jetzt erfahren. Wenn dieser Fall nicht so endet, wie früher in Europa und noch heute in Afrika, liegt das sicher nicht am aufgeklärten mitteleuropäischen Christentum, sondern am Rechtsstaat, der das zumindest teilweise in seine Schranken verweist.
Christina Friedrich, studierte Historikerin, sieht sich selbst in erster Linie als Wissenschaftlerin. Weil sie sich nach dem Studium irgendwie versorgen musste und weil das auch ihrem Interesse entsprach, gründete sie in Wernigerode ein Hexenmuseum. Wo könnte das besser hin passen, als in den Harz in Nähe zum Hexentanzplatz. Ihre Idee fand öffentlichen Anklang und von der nächsten, als Hexe Stadtführungen zu veranstalten, waren auch alle begeistert. Fast alle. Hier ihr Bericht:
ein klein wenig überrascht die Geschichte (mich). An Hexen werden zwar noch viele Glauben (denkt nur an den Aufstand wegen Harry Potter oder die Studie neulich zu Schutzengeln). Könnt Ihr bei vielen Christen bestätigen lassen. Zwar lachen diese irgendwie über das Grauen anno dazumal und die meisten hätten keine Probleme mit als Hexe verkleideten, aber dran glauben tun Sie/einige oder sogar viele eben doch noch. right?
Tja, scheint so. Aber mich verwundert das eigentlich nicht, wer dem einen Aberglauben anhängt ist halt auch anfälliger für den anderen.
Das ist aber eine sehr strange Geschichte. Eventuell sollte man eine Stellungnahme sowohl von Seiten des Pfarrers als auch von Seiten des Kurators einfordern.
Gibt's eventuell einen Hintergrund, der auf einer Meinungsverschiedenheit
bezüglich der historischen Rezeption beruht? Historiker sind ja schonmal zickig. *g*
Mit den Historikern scheinst du richtig zu liegen. 😉
Es sieht so aus, als ob ein anderer Stadtführer, neidisch ob der erfolgreichen Hexenführungen, intensiv zu mobben angefangen hat. Als Mitglied der evangelischen Gemeinde hat er dort besonderen Rückhalt und einen scharfen und unfähigen Pfarrer gefunden. Der hat das gern aufgegriffen und ist nicht vor dem Versuch zurückgeschreckt, seinen Beitrag zur Zerstörung der beruflichen Existenz einer Alleinerziehenden zu bringen.
Das hört sich doch schon nachvollziehbarer an, wenn die Sachlage dadurch auch nicht besser wird.
Eine Zugezogene "wildert" erfolgreich im Revier der Platzhirsche und bekommt nun die Konsequenzen zu spüren.
Es ist zwar schade, dass sich der evangelische Pfarrer in diesen Konkurrenzkampf einspannen lässt. Meiner Meinung nach handelt es sich hier jedoch eher eine Kombination aus fehlender Charakterstärke und Vetternwirtschaft, und nur ganz am Rande um einen religiös motivierten Konflikt.
Vielleicht wäre es sinnvoll, sich an die Vorgesetzten dieses Pfarrers zu wenden, denn ich will einfach nicht hoffen, dass die komplette EKD an okkulte Rituale und Hexen glaubt.
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Ich wäre mir da nicht so sicher.
Luther war nicht nur Bauernfeind und Judenhetzer, er hatte auch ganz massiv was gegen Hexen. Tatsächlich war dann später die Hexenverfolgung in reformierten Gebieten nicht weniger heftig als in katholischen. Vielleicht sogar noch heftiger.
Die Katholen bilden sogar wieder verschärft Exorzisten aus, es ist also auch heute noch nicht so sehr viel mehr Vernunft eingekehrt.
Ansonsten sieht es eher so aus, als hätte sich die Kirche hier, wie so oft in letzter Zeit, mal wieder ein Eigentor geschossen. Andere Stadtführer haben sich mit der "Hexe" solidarisiert und so steht es nicht mehr ganz so schlimm um deren Broterwerb.
Ich frage mich, wie hier die andere Seite der Medaille ausgesehen haben mag, ob es wirklich an dem Bild "Hexe" lag oder ob da nicht mehr dahinter steckte.
Ich stimme zwar zu, dass die Menschheit nicht gerade kompatibel zur Vorstellung von realer Magie ist und Menschen, die sich als Hexen bezeichnen/ausgeben gemeinhin gern argwöhnisch begutachtet bis belächelt werden, aber für gewöhnlich muss man schon sehr viel an eigenem Verhalten dazu beitragen, um so eine Reaktion hervorzurufen.
Ich bin Wicca, andere bezeichnen mich durch meinen Glauben zu recht als "Hexe". Seltsamerweise findet in meinem (beruflichen wie privaten) Umfeld keiner daran Anstoß, vermutlich weil ich es zwar nicht verberge, aber trotzdem gesittet genug im Umgang mit meinem *Glauben* bin (Glauben ist meiner Meinung nach etwas, das durchaus Respekt und eine gewisse Ernsthaftigkeit verdient), dass ich es auch nicht jedem auf die Nase binde und mich gar nicht erst als Hexe profiliere oder über die Maßen hinaus als solche darstelle.
Ich hatte in den letzten Jahren schon einige Gespräche sowohl mit katholischen als auch evangelischen Kirchenvertretern/-innen, dort bin ich sogar auf ehrliche Nachfragen und vorsichtiges Interesse gestoßen, daher kann ich nicht nachvollziehen, dass es wirklich am Hexentum gelegen hat.
Die Hintergründe hatte ich oben schon beschrieben. Es war die Eifersucht eines Stadtführers auf eine mit ihrer Hexentour erfolgreiche Stadtführerin.
Ich kann verstehen, wenn du als Wicca solche "Kunsthexen" hinterfragst. Warum du aber der Meinung bist, dass "Glauben" per se Respekt verdient, ist mir schleierhaft. Glauben ist eine Weltanschauung wie andere auch. Ob die Respekt verdienen, richtet sich jeweils nach dem Inhalt. Das ist beim Glauben nicht anders.